Holunderblütensirup
Im Moment blüht der Holunder (Sambucus nigra) noch überall und verbreitet seinen süßlichen Geruch in der Luft.
Wer diesen Duft gerne für die nächsten Monate einfangen möchte, kann aus den Blüten einen Sirup herstellen. Verdünnt mit Sprudelwasser oder klassisch als Hugo versüßt einem der Holunderblütensirup somit den Sommer.
Da ich mir dieses Jahr vorgenommen habe, alles, was essbar ist und mir in die Finger kommt, in der Küche zu verarbeiten, war der Sirup mein erstes Projekt.
Leider mussten wir unseren Holler letztes Jahr etwas radikal zuschneiden, weshalb er beleidigt ist und uns heuer keine Blüten schenkt. Also war erstmal die Frage, wo ich die Hollerblüten überhaupt herbekomme.
Klar blüht er gerade überall. Aber die Blüten nahe Straßen sind bei mir in der Küche tabu, da sich die Abgase ja doch sehr in den Pflanzen festsetzen. Zum Glück haben Hannes und ich dann eines Abends auf dem Nachhauseweg einen Strauch direkt in meinem Innenhof erblickt, der mir komischerweise noch nie aufgefallen war. Da war ich gleich ein Wenig erleichtert und legte zwei Tage drauf direkt los.
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Der Erntezeitpunkt ist jedoch nicht nur abhängig vom Ort, sondern auch vom Wetter und der Tageszeit. Oh man! Sinnvoll ist es, die Blütendolden bei gutem Wetter und nicht direkt nach einem Regenschauer zu ernten, damit sich genug Pollen in den Blüten befinden. Denn diesen verdanken wir den tollen Geruch und somit auch das Aroma im Sirup. Möchte man es ganz perfekt machen, sollten die Dolden außerdem vormittags geerntet werden, da sich die Pollen nach der Nacht regeneriert haben und die Blütenblätter am Saftigsten sind. Als Vollzeit-Angestellte musste ich sie allerdings nachmittags nach der Arbeit ernten. Da das dem Geschmack des Sirups allerdings keineswegs geschadet hat, müsst ihr meiner Meinung nach nicht so genau sein mit der Tageszeit.
Bei der Ernte sah ich dann aber das erste Mal so richtig die Folgen des vergangenen zu milden Winters. Da sich der Frost in den Wintermonaten sehr rar hielt, machen sich die Läuse gerade über alles Grüne her, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Um euch die kleinen Biester aber ein bisschen sympathischer zu machen und euch den natürlichen Zusammenhang nahe zu bringen, hier ein kleiner Fakt: Läuse trinken vereinfacht gesagt den Pflanzensaft und scheiden dann eine Zuckerlösung aus, die als Tropfen an ihrem Po hängt. Über diesen Tropfen freut sich dann niemand anderes als die Ameisen. Sie benutzen die Läuse, wie ich es immer so schön vergleiche, wie wir Menschen die Kühe. Dafür tragen sie sie die Pflanzen hoch und melken sie anschließend. Schon witzig, oder?
Naja, auf jeden Fall haben mir die Läuse die Ernte schon etwas erschwert. Deshalb musste ich leider ein paar Dolden mit in die Wohnung nehmen, die nicht ganz lausfrei waren und brauchte mit dem Putzen der Blüten auch etwas länger.
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Nachdem das dann erledigt war, ging es endlich ans Eingemachte – das Ansetzen des Sirups.
Und das braucht ihr für 2 Liter Holunderblütensirup:
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Beim Abgleich meines Rezeptes im Internet stieß ich immer wieder auf die Zutat Zitronensäure. Dabei handelt es sich um einen chemischen Zusatzstoff, der die Haltbarkeit verlängert. Das hat mich ein wenig stutzig gemacht und da er sowieso in meinem Supermarkt ausverkauft war, habe ich darauf verzichtet. Viel kann ja eigentlich auch nicht bei so einem Sirup passieren. Natürliche Zitronensäure ist trotzdem drin und außerdem genug Zucker. Ich bin da zwar kein Profi, aber ich denke, dass die Haltbarkeit damit genug gewährleistet ist.
Die Blüten habe ich von der Dolde abgerissen und mit so wenig Stängeln wie möglich in einen großen Topf gegeben. Anfangs habe ich versucht, die Blüten ganz behutsam mit der Schere abzuschneiden. Aber das ist für Leute mit unglaublich viel Geduld und die habe ich leider nicht – deshalb einfach abgerissen. Anschließend habe ich 2 Zitronen in Scheiben geschnitten und auf den Blüten verteilt.
Währenddessen habe ich in einem anderen großen Topf 2 kg Zucker, 2 Litern Wasser und den Saft einer Zitrone erhitzt. Nach Auflösen des Zuckers habe ich das Zuckerwasser dann über die Blüten und Zitronenscheiben gegossen und einmal kräftig umgerührt. Nach Abkühlen des Sirupansatzes kam der Topf für 4 Tage in den Kühlschrank, wobei er jeden Tag ein- bis zweimal umgerührt wurde.
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Nach 4 Tagen wurden die Blüten und Zitronenscheiben mit einem Sieb entfernt. Leider schwammen immer noch kleine Teilchen in meinem Sirup rum, weshalb ich den Sirup dann noch zusätzlich durch ein Geschirrtuch gejagt habe. Und schon hatte ich meinen fertigen, süßen und klaren Sirup. War gar nicht so viel Aufwand.
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Zum Abfüllen habe ich die Fläschchen vorher für ein paar Minuten mit kochendem Wasser sterilisiert und den Sirup anschließend mit Trichtern eingefüllt. Fertig!
Laut meiner Freunde schmeckt er zum Glück nicht nur mir – das freut mich sehr, da ich schon oft genug erste Versuche versiebt habe.
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Solltet ihr auch Lust auf einen selbstgemachten Holunderblütensirup bekommen haben, wünsche ich euch viel Spaß dabei und auf jeden Fall genügend Flaschen zum Abfüllen.
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Ein Kommentar
jr_moto
Na das sieht aber lecker aus ich werde das auch gleich mal ausprobieren 🤗 Danke an das Blütenfräulein, für dies wunderbarer Inspiration 😃