Geschichten aus dem Garten

Gemüsekindergarten

Mitte März war es endlich so weit. Das Wetter wurde allmählich besser und die Sonnenstrahlen erinnerten mich daran, die Gemüsepflanzen für den bevorstehenden Sommer auszusäen. Also ging ich los und kaufte Samen. Von verschiedenen Tomaten- und Zucchinisorten über Gurken, Paprika, Auberginen und Zuckererbsen war alles dabei. Ich holte meine Aussaatplatten aus dem Keller, kramte die Aussaaterde aus der letzten Ecke meines Balkons und säte in weiser Voraussicht mehr aus, als ich tatsächlich am Ende in den Garten pflanzen würde. Schließlich kann es bis zu einer tragenden Gemüsepflanze ein paar Ausfälle geben und ich habe lieber was im Petto, als mir am Ende dann Pflanzen kaufen oder Anfang Mai wieder neu aussäen zu müssen. Die Pflanzen, die dann trotzdem übrig bleiben, werden von glücklichen Freunden adoptiert oder sie dienen zu Tauschzwecken mit anderen Gärtnern.


Beim grundlegenden Aussäen von Gemüsesamen kann eigentlich auch nicht so viel schief gehen.
Aber ein paar Sachen gilt es trotzdem zu beachten:

  • Aussaaterde verwenden
    Diese beinhaltet nahezu keine bis keine Nährstoffe, was sehr wichtig für die Sämlinge ist. Haben sich die Embryos nämlich erst einmal aus der Samenschale gekämpft, machen sich die Wurzeln auf die Suche nach Nährstoffen und wachsen aus diesem Grund. Wären die Nährstoffe nun direkt anwesend, sehen die Wurzeln keinen Sinn darin, zu wachsen.
    Außerdem sind Nährstoffe nichts anderes als Salze, die die empfindlichen, frischen Wurzeln sofort verbrennen würden. Somit würde die Pflanze eingehen, bevor sie so richtig entsteht.
  • Aussaattiefe beachten
    Da verschiedene Samen gerne unterschiedlich tief unter der Erdoberfläche keimen, sollte auch die Aussaattiefe beherzigt werden. Zum Glück steht diese bei gekauften Samen aber immer hinten auf dem Päckchen. Solltet ihr mal Samen geschenkt bekommen, könnt ihr die Tiefe im Internet recherchieren oder einem kleinem Tipp von mir folgen: Die meisten Samen liegen immer gerne so tief unter der Erdoberfläche, wie sie lang sind (ist übrigens bei Zwiebelpflanzen auch so)
  • Geeignetes Klima einstellen
    Grob gesagt sollte eine gleichmäßige Temperatur von über 20°C herrschen. Ich denke, dass das aber in den meisten Wohnungen eh immer der Fall ist. Außerdem wollen die Samen es zum Keimen immer schön feucht haben. Auch den frisch gekeimten Sämlingen kommt das zugute, da sie noch nicht genug Wurzeln besitzen und somit das Wasser aus der Luft aufnehmen können. Um die Feuchtigkeit zu halten und das Sprühen auf ein- bis zweimal am Tag beschränken zu können, empfiehlt es sich, entweder Folie über die Behälter zu spannen (vergesst nicht, Löcher für die Belüftung reinzustechen) oder sich ein Mini-Gewächshaus zuzulegen (reduziert auch den Folienverschleiß). Da bei meiner jährlichen Aussaataktion ein Mini-Gewächshaus allerdings nicht ausreicht, habe ich mir vor ein paar Jahren ein etwas größeres Exemplar gekauft, um alle Pflänzchen unter eine Haube bringen zu können.

Nach circa einer Woche kamen dann schon die ersten Sprösslinge zum Vorschein. Allerdings auch schon der erste Ausfall: Die Auberginen wollten nicht, keine Einzige – Schade! Nach weiteren zwei Wochen habe ich den Kleinen dann etwas Gutes getan und sie in Töpfe mit nährstoffreicher Erde vereinzelt. Da sich in diesem Zeitraum die Wurzeln schon gut entwickelt haben sollten, durften sie nun endlich auf Gold stoßen und ein paar Nährstoffe aufnehmen.
Nach dem Vereinzeln ist es dann jedes Jahr das Gleiche. Ich muss für ungefähr 35 Pflänzchen einen Platz in meiner 1-Zimmer-Wohnung finden und mit ihnen kurzzeitig eine WG eröffnen. Zum Glück hatte ich gerade ein bisschen Platz auf meinem Fensterbrett im Bad. Außerdem platzierte ich meinen Balkontisch innen vor die Tür und stellte dort den großen Rest hin. Hieß zwar für mich, für eine Weile auf dem Weg zum Balkon, den Bauch einzuziehen – aber Kompromisse müssen wohl in jeder WG gemacht werden.
Anfangs ging es dann meiner Kindergartengruppe gar nicht so gut, weil ich direkt nach dem Vereinzeln im Übereifer gegossen hatte. Deshalb hatten die jungen Wurzeln etwas zu kämpfen, um nicht das Schimmeln anzufangen. Aus dem Grund kam auch schon der zweite Ausfall: Die Zuckererbsen waren alle eingegangen. Was man daraus lernt: Lieber weniger und dafür öfter gießen!
Die Pflänzchen im Bad dagegen genossen das Spa und wuchsen aufgrund der Feuchtigkeit vorbildlich und viel schneller als die Pflanzen vor der Balkontür. Deshalb wurde mein Bad zum Kurort für die schwächeren Pflanzen auserkoren und meine Schützlinge immer wieder zwischen Balkontür und Bad durchgewechselt.

Mittlerweile sind alle gut erholt aus dem Spa zurückgekehrt und genießen zum Abhärten die Sonne und die leichte Brise draußen am Balkon. Zum Schlafen werden sie abends allerdings noch reingeholt. Die Temperatur beträgt nachts zwar schon über 0°C, aber sicher ist sicher.

Trotzdem sind ein paar stärkere Zucchini- und Gurkenpflanzen währenddessen meiner Ungeduld zum Opfer gefallen und wurden wenig abgehärtet in den Garten gepflanzt. 1 Zucchini hat es dort leider nicht geschafft, aber die anderen sehen glücklich aus.
Naja, wie sagt man so schön: „Nur die Harten kommen in den Garten!“

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